So wie die Schüler*innen sich in den ersten acht Schuljahren entfalten, wie sie zunächst noch ganz aus der unmittelbaren Empfindung heraus aufnehmen, später zu immer bewussteren Denkprozessen in der Lage sind, ändern sich die Methoden und Inhalte aller Fächer, neue kommen hinzu.
Wurden in den ersten vier Schuljahren noch stark mit den Phantasiekräften der Kinder gearbeitet, beziehen sich die Unterrichtsmethoden in der Mittelstufe immer stärker auf die neu erwachenden Fähigkeiten der Kinder. Um das 12. Lebensjahr herum entwickeln die Schüler*innen in zunehmenden Maße das logische Denken. Dies will nun erprobt und gestärkt werden. Außerdem will in der Mittelstufe das Lernen gelernt werden. Die Jugendlichen werden dabei begleitet, selbständig zu werden, Lernstrategien zu erproben und sich zu präsentieren. Das Lernen mit Kopf, Herz und Hand geht mit anderen Methoden und Fächern weiter. Es wird in Form von Einzel-, Partner-, Projekt- und Gruppenarbeit gelernt. Das Kollegium der Schule bemüht sich, immer wieder fachübergreifend oder im Team mit einer Klasse zu arbeiten. Die Unterrichtsinhalte werden auf die körperliche, seelische und geistige Entwicklungssituation der Schüler*innen abgestimmt.
Das fünfte Schuljahr bildet den Übergang von der Unterstufe in die Mittelstufe. Sowohl die Unterrichtsinhalte als auch die Methoden beziehen sich noch auf das seelische Bedürfnis der Kinder nach Schönheit und Harmonie. Hinzu kommt nun aber die Herausforderung, Inhalte vergleichend zu betrachten und dies zu verbalisieren. Außerdem verstärkt sich das Bewusstsein, eine Individualität zu sein. Die Suche nach der eigenen Persönlichkeit und der gleichzeitigen Abgrenzung anderen gegenüber beginnt.
Zu dieser Disposition der Fünftklässler korrespondiert das Denken sowie die Lebensart der Menschen im antiken Griechenland gut. Die Einwohner waren in der Regel in einem Stadtstaat (Polis) verbunden. Bei besonderen Bedrohungen mussten sich die verschiedenen Poleis darauf besinnen, die eigenen Belange dem Gesamtwohl zu unterstellen und sich zusammenzuschließen. Noch heute bestaunen wir die erhabene Schönheit der Skulpturen der antiken Griechen, in denen der menschliche Körper in seiner idealen Schönheit dargestellt wird. Die Gedanken der griechischen Philosophen kreisen um die Frage nach dem Wesen des Menschen im Zusammenhang mit den geistigen Wesen und der Natur. Das Versmaß des Hexameters harmonisiert die Atmung des Menschen. Dies entspricht der Situation der Fünftklässler genau. Aus diesem Grund beschäftigen sich die Geschichtsepochen sowie der Erzählteil mit dem antiken Griechenland bis hin zum trojanischen Krieg. In allen anderen Unterrichten geht es um Schönheit, Harmonie, vergleichendes Betrachten und Vertiefen des bisher Erlernten. Die meisten fünften Klassen unserer Schule erlernen außerdem die ersten Kenntnisse im Segeln, indem sie eine Woche lang einen Segelkurs am Unterbacher See besuchen.
Im sechsten Schuljahr beginnt die Vorpubertät der Schüler*innen. Sie erleben sich in ihrem Eigensein nun ganz bewusst und suchen Erfahrungen und Auseinandersetzungen. In ihren Gefühlsurteilen schwanken sie zwischen den Extremen. Sie hinterfragen ihre Wahrnehmungen und Erlebnisse und wollen die Dinge verstehen. Die Fähigkeiten und Werte der Erwachsenen in ihrer Umgebung werden kritisch geprüft und es wird getestet, in wie weit Eltern und Lehrer zu ihren Worten stehen. Die Sechstklässler folgen nur noch Autoritäten, die sich diesen Rang auch erwerben. Die körperliche Entwicklung der Jugendlichen ist während der Pubertät großen Veränderungen ausgesetzt, die umso gesünder verlaufen, je mehr die Mädchen und Jungen sich in praktischen Arbeits- und Lernfeldern üben.
Der Unterricht antwortet auf diese Bedürfnisse, indem zunächst zwei neue Fächer eingeführt werden; das Holzhandwerk sowie der Gartenbau. Die Klassen werden in diesen Fächern, die zusammen mit dem Fach textiles Gestalten (Handarbeit) in Doppelstunden unterrichtet werden, gedrittelt. Bei dem Handarbeiten, dem Holzhandwerk und der Arbeit im Schulgarten werden praktische Kompetenzen erworben, bei denen anhand der Ergebnisse die Qualität der Arbeit unmittelbar ansichtig wird.
Während des ganzen Schuljahres begleiten die Ereignisse im antiken Rom die Sechstklässler. Die Auseinandersetzungen zwischen den Patriziern und den Plebejern, die Einführung des Zivilrechts, der Gang des Julius Cäsars über den Rubikon seien hier beispielhaft erwähnt. Des Weiteren wird das schwarz-weiß Zeichnen betrieben, in der Mathematik wird die Dreisatz- und Prozentrechnung eingeführt sowie in der Geometrie erste logische Beweisführungen erarbeitet. Die Physik kommt neu hinzu. Es wird hierbei sehr viel Wert auf das genaue Beobachten, Beschreiben und Skizzieren der physikalischen Versuche gelegt. Bei den Versuchsauswertungen, die am folgenden Tag erfolgen, werden die Schüler*innen darin geschult, aufgrund ihrer Beobachtungen und ihres bereits vorhandenen Wissens Schlussfolgerungen zu ziehen. Als dritter Lernschritt folgt am dritten Tag das Erlernen von Gesetzmäßigkeiten und festen Begriffen. Als besondere Epochen werden die Himmelskunde (der Blick hoch zu den Sternen) und die Gesteinskunde (der Blick herunter in die feste Materie) unterrichtet. Außerdem fährt die sechste zum ersten Mal ohne Eltern für eine Woche auf Klassenfahrt.
Diese Art der Pädagogik findet in der siebten Klasse ihre Fortsetzung. In der siebten Klasse kommt die Chemie hinzu. Weiterhin werden die Unterrichtsinhalte auf die Entwicklung der Schüler*innen abgestimmt. So wird in der Physik auf das nun einsetzende Längenwachstum der Gliedmaßen Bezug genommen, indem die Hebelgesetze erkundet werden. Die meisten Klassen machen ein Forstpraktikum, bei dem sie die Geschichte sowie Artenvielfalt des Waldes kennenlernen und täglich einige Stunden im Wald arbeiten.
Die achte Klasse ist ein ganz besonderes Schuljahr. Es ist das letzte Jahr der „Klassenlehrerzeit“. Es ist dadurch gekennzeichnet, dass die Jugendlichen die Früchte ihrer bisherigen Arbeit im Schulganzen ansichtig machen. Die „Highlights“ sind:
Während des achten Schuljahres werden ein bis zwei Epochen bereits von einem Lehrer aus der Oberstufe gegeben. Dies ermöglicht den Achtklässlern erste Erfahrungen mit dem Epochenunterricht eines anderen. Außerdem bedeutet dies eine Entlastung für denjenigen, der die Klasse acht Jahre lang begleitet und dabei alle drei bis vier Wochen eine neue Epoche gegeben hat.